Karl-Heinz Walzer – Der Pionier der österreichischen Baumpflegeausbildung ist nicht mehr.

„Dagegen müssen wir etwas unternehmen“. Das waren die Worte als ich Karl-Heinz Walzer Mitte der 90-er Jahre kennenlernen durfte.

Anlass für sein Begehr war, weil ein hochrangiger Vertreter des Stadtgartenamtes Wien verklagt wurde, da er die Befähigung eines langjährigen Mitarbeiters, welcher in seiner Dienstzeit verunfallt war, in der Baumpflege nicht nachweisen konnte, obwohl dieser über einen sehr langen Zeitraum bereits die Leistungen erbracht hatte.

Ja, Karl-Heinz war ein richtiger Macher und Tuer. Aber nicht nur das, er war Ideengeber und Initiator der Baumpflegeausbildung in Österreich für Hunderte Teilnehmerinnen und Teilnehmer der verschiedensten Module und Trainings bis hin zum Abschluss als „ISA Certified Aborist“.

Karl-Heinz war Gründer des 1991 mit den Deutschen initiierten ISA-Chapter Germany/Austria, welches bis 2001 Bestand hatte. Ab diesem Zeitpunkt wurde Österreich ein eigenständiges Chapter. 2007 wurde ich von ihm anlässlich der Generalversammlung auf Schloss Wartholz als Präsident beerbt und wir durften uns bei ihm mit einem „Lifetime membership“ für seinen – wirklich unglaublichen – Einsatz bedanken. Das hieß aber – Gott sei Dank – nicht, dass er für uns verloren gegangen wäre.  

Karl-Heinz hat nicht nur die Zeichen der Zeit für die Baumpflegausbildung erkannt. Nein, das war alles viel zu wenig. Klettermeisterschaften in der Baumpflege, internationale Einladungen der (amerikanischen) ISA-Repräsentanten, Tagungen und Kongresse folgten. Wichtig war für ihn auch das gemeinsame Vorhaben des „Lebenden Labor“ in Coburg mit dem Chapter Germany dessen Spiritus Rector und Planer er war. Vor allem aber ist ihm maßgeblich zu verdanken, dass Österreich die Leistungen nicht in Regelwerken sondern gleich als Normen definiert haben. Endlich gab es das - und sogar als Normen.

Nicht nur für mich war Karl-Heinz ein großer Gönner und Mentor. Er hat mir als Landpomeranze oft erklärt warum Wien anders ist und wie Wien funktioniert. Vor allem aber erinnere ich mich mit schmunzeln an unsere gemeinsamen Reisen, sei’s irgendwo in Europa, nach Amerika und Canada, oder aber auch an unsere gegenseitigen Besuche in Rust und im Sauwald. Letztendlich möchte ich unsere geteilte Liebe für unsere vierbeinigen Freunde, die Dackel, nicht unerwähnt lassen.

Covid-19 hin oder her – wir werden heuer anlässlich des Tag des Baumes versuchen im Schulgarten Kagran, wo Karl-Heinz jahrelang als Direktor sich verwirklicht hat, einen Baum für ihn zu pflanzen.

Bestimmt werden wir ihn alle als stets hilfsbereiten Kollegen in Erinnerung behalten. Seine langjährige Erfahrung hatte viel Gewicht und seine Worte wurden gerne respektiert.

Mit Karl-Heinz hab ich auch einen väterlichen Freund verloren. Ich bin stolz und dankbar dafür, dass ich ihn so lange und gleichzeitig intensiv kennen durfte. Ich verneige mich vor ihm.

 

Sepp Klaffenböck

Präsident Chapter Austria
Int. Society of Arboriculture